Kuhscheiße II
Ella: Ich kann auch anders!

Hallo liebe Leserschaft,
scheinbar hat euch mein letzter Blogartikel gefallen, zumindest werde ich auf der Weide jetzt immer wieder drauf angesprochen. Auch wenn alle glauben, dass Glückei ich sei – nur weil sie auf dem Foto in der Hütte abgebildet ist, wo der Blog beworben wird. Naja, so bleibt mir bei aller Berühmtheit noch ein wenig Ruhe.
Aber zum Thema: mein Dünnpfiff wird besser! Wer hätte das gedacht – Hanni und Tobi auch nicht, die hätten sich beinahe in die Haare gekriegt, als sie festgestellt haben, dass hinter meinem Platz ein ordentlicher Haufen (statt der verstreuten Sch****-Blume) liegt. Der Tobi hat felsenfest behauptet, dass das die Gela war. Dabei hat die jetzt auch nicht den besten Schiss, unter uns gesagt. Aber die Hanni hat darauf bestanden, dass sie mich beobachtet hat – der Haufen ist von mir. Ich bin ja fast rot geworden vor Stolz :-). Bisschen blöd war dann nur, dass ich beim Rausgehen nochmal musste und nicht ganz in Hannis Eimer getroffen habe… sie muss das Armpeeling aber gelassen hinnehmen, wir haben nämlich mitbekommen, dass unsere zwei Sennleute eine Abmachung getroffen haben: Wer sich über Kuhscheiße aufregt, muss einen Euro in die Urlaubskasse zahlen. Und wer den anderen Senner grantig anfährt, wenn er angeblich nicht auf unsere Hinterlassenschaften aufgepasst hat, dann muss er fünf Euro zahlen. Warum Hanni das wohl eingeführt hat ;-)? Auf jeden Fall sorgt es für bessere Stimmung im Stall – die Humordichte ist deutlich gestiegen und erstrecht die Frustrationstoleranz. Wusste ich doch, dass die beiden ihr Persönlichkeitsentwicklungs-Seminar bei uns erfolgreich absolvieren werden…
Neulich hat hier übrigens sehr nett eine ganz Familie mitgeholfen. Und tatsächlich hat sich nur der Jüngste getraut, die Sache mit dem Scheißeeimer zu übernehmen, Maxl hieß er, glaub ich. Hat das sehr routiniert gemacht; nur am zweiten Tag wollte er aus unerfindlichen Gründen nicht hinter Gela oder mir herlaufen. Das hat er aber nur sehr vorsichtig der Hanni zugeflüstert. Da waren wir bzw. unsere Verdauung wohl am Vortag etwas zu nervös gewesen :-).
Sonst gibt es gar nicht so viel Neues auf der Halsalm – gottseidank, wir sind im alm-himmlischen Kuhalltag angekommen. Morgens holt uns Tobi, der hat‘s nicht ganz so einfach, wir sind halt morgens noch etwas müde. Aber spätestens wenn die Pinzgauer Hannis Futtereimer schütteln hören, geht die Post ab. Wir Fleckvieh können nicht ganz so schnell den Berg runter, aber Amsel macht da ohnehin immer das Schlusslicht. Da fallen wir anderen gar nicht auf!
Dann wird in Ruhe gemolken, sehr angenehm; vor allem, weil vier von uns schon gar keine Milch mehr geben, dafür aber ziemlich dick werden. Ich versuche noch auf meine schlanke Linie zu achten, aber was soll man machen auf dieser saftigen Weide? Nach dem Melken legen wir uns dann gepflegt vor das Berg-Kreuz und genießen die hübsche Aussicht und die lustigen Besucher. Wenn dann unsere Senner zum Essen am Nachmittag draußen sitzen, machen wir uns langsam auf den Weg zu Gatter. Hannis Mama war neulich da und hat uns äußerst überzeugend dargelegt, dass wir nachmittags für ihr Töchterchen gefälligst pünktlich zum Stall kommen sollen!
Wieder nach dem Melken fallen die meisten von uns gleich hinterm Tor um und pofen eine gemütliche Runde. Schließlich müssen wir fit sein, wenn wir nachts über die Alm streifen und das feine Gras mit den Tautropfen genießen! Was für ein schönes (Kuh-)Leben! Kommt doch vorbei…