Abschied nehmen

Hanni • 27. September 2022

Vom unerbittlichen Schnee und der Wehmut zu gehen


In wenigen Tagen ist unser Almsommer zu Ende – am ersten Oktober werden wir gemeinsam mit unseren 19 Kühen (wir glauben, es könnten in den nächsten Tagen noch mehr werden!) von der Halsalm hinunter in die Ramsau absteigen. Wenn ich das so schreibe, dann bildet sich ein Kloß in meinem Hals – so stark ist die Verbindung zu unseren Kühen geworden und so heimisch fühlen wir uns auf diesem Fleckchen Erde mit Blick auf eine wunderschöne Welt.


Dieses lieb Gewonnene zu verlassen, tut uns weh; der Abschied ist schmerzhaft, denn diese Zeit, die wir hier erlebt haben, kehrt nicht mehr zurück. Das Erlebte ist erlebt, es folgt dann erstmal kein weiterer Tag mit Kühe Holen, Melken, Käsen, Abspülen, Stall putzen, Käse drehen, Gäste bewirten, Kühe Holen, Melken, Käsen. Außerdem verlassen wir unser derzeitiges zu Hause – ohne in eine eigene neue Wohnung zurückzukehren. Unsere Zukunft ist eher ungewiss, auch wenn das erste Reiseziel unserer Welt-Wwoof-Reise schon feststeht. Die Halsalm war ein wunderschön gelegenes, außergewöhnliches (erbaut Mitte des 19 Jahrhunderts), gemütliches Zuhause mit tierischen Mitbewohnern, die wir beide noch nie hatten. Wir haben die Stille hier oben genossen, sei es beim Frühstück oder beim Melken, an Regentagen und abends. Nur die Kuhglocken, der Wind, manchmal Regen waren unsere akustische Hintergrundkulisse (abgesehen von ein paar Hubschraubern, Eurofightern und Flugzeugen, die man aber nur manchmal gehört hat).


Warum nicht bleiben? Die Natur schmeißt uns ehrlich gesagt raus – und das macht es leichter zu gehen. Die Bergspitzen um uns herum sind schon weiß und letzte Woche haben wir bei Eisregen unsere Kühe geholt. Abends heizen wir die Stube auf Saunawärme, damit nachts das Schlafzimmer darüber nicht ganz auskühlt. Wir melken in Thermohosen, haben Mützen und Handschuhe rausgeholt und fast immer trocknen Klamotten über unserem Holzofen. Wenn der Schnee vor unserer Hütte liegen geblieben wäre, hätten schon die ersten Kühe nach unten gehen müssen; es ist zu gefährlich, dass sie auf dem Schnee ausrutschen. Gottseidank sind die weißen Flocken aber nur auf den obersten Weiden liegen geblieben. Zudem suchen unsere Kühe nun gerne an den abgelegensten Stellen noch nach frischem Gras – das hat mich schlussendlich zur morgendlichen Begleitung von Tobi beim Kühe Holen gemacht. Alleine die Kühe und unsere Kälbchen, die nun nachts raus dürfen, aus dem letzten Winkel der Alm zu holen, war kaum mehr machbar. Naja, so lerne ich noch etwas mehr Ecken unserer Alm kennen!


Auch unsere Kälbchen sind größer geworden. Sie dürfen nachts raus und werden inzwischen mit dem Jungvieh gefüttert. Zeder erschrickt nicht mehr dauernd, wenn wir uns nähern und Almrausch (sprich: Oimarausch) hat mich als Teil der Herde akzeptiert und schlabbert mich von oben bis unten ab, wenn ich sie von der Weide hole. Sie werden über den Winter richtig zulegen und schon im nächsten Jahr gehören sie nicht mehr zu den Kleinsten… denn die Bäuche unserer Milchkühe sind dick geworden, zwischen manchen kommen wir im Stall nicht mal mehr richtig durch. Im Oktober werden voraussichtlich mindestens vier Kälbchen geboren.


Die Milch unserer Kühe ist weniger geworden, manchmal reicht es abends nicht mal mehr für einen Käse. Das Käsekammerl ist leerer (noch kann man aber bei uns eine Bestellung aufgeben!) und das Drehen des Käses dauert nicht mehr stundenlang. Die warme Honigmilch ist ein Renner geworden und die Teepäckchen werden auch langsam weniger. Das Duschen ist zur logistischen Herausforderung geworden – wann ist genug warmes Wasser vorhanden, wenn keine Sonne scheint? – und wir werden immer schneller, denn das Waschkammerl hat keine Heizung. Die Schilderung, wie voll das Plumpsklo ist, erspare ich euch an dieser Stelle. Der Holzstapel wird sichtlich kleiner hinter der Hütte und wir haben begonnen aufzuräumen. Es verbrennt uns kein Kuchen mehr im Holzofen und die Tage werden kürzer.

Es ist Zeit, unseren Almsommer würdig zu beenden; mehr zum Almabtrieb schreiben wir dann nächste Woche. Denn eigentlich ist unser Sommer ein großer Grund zum Jubeln :-).



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