Die Berge - aus Hannis Sicht
Von der Notwendigkeit des Bergsteigens

„Papa: Tragen!“ – so sah lange Zeit meine Sicht auf die Berge aus. Die Ausflüge in den Bayerischen Wald mit meiner Familie waren stets wunderschön; aber auf das Wandern hatte ich irgendwie nicht so viel Lust. Für ein bisschen Aussicht (die sich dann auch noch meistens gleicht) stundenlang bergauf laufen; dem konnte ich einfach nichts abgewinnen.
Und wenn ich ehrlich bin: so ist es noch heute. Ich mag die Berge – und hier in den Berchtesgadener Alpen sind sie wirklich imposant. Noch ein bisschen schöner als in der Garmischer Gegend, finde ich. Höher, naturbelassener, mit traditionelleren Tälern – aber grundsätzlich sehe ich das Zeit- und Kraft-Verhältnis von Anstrengung beim Hoch- und Runterlaufen und der Aussicht für eine kurze Zeit nicht direkt als adäquat an.
Umso schöner, dass ich nun auf einer Alm leben kann! Der Satz „Wir sind vor allem auf einer Alm, weil Tobi mich dann nicht den ganzen Sommer auf verschiedene Berge jagt!“, birgt trotz allem Witz schon auch eine gewisse Wahrheit in sich. Mir ist es endlich möglich, wunderschöne Ausblicke, eine unglaubliche Wolken-Sonne-Stimmung (von der ich dachte, die gibt es nur in der Bretagne), die Abgeschiedenheit und die Ruhe der Natur täglich zu genießen; und das ohne den Aufstieg. So machen auch mir die Berge viel Freude!
Ich glaube, meine Abneigung gegen das Wandern hängt also damit zusammen, dass mir der Zweck der Aussicht und der Fitness schlichtweg nicht reicht. Doch hier auf der Alm habe ich etwas bemerkt, was mir schon öfter an mir aufgefallen ist. Ist das Berg-Hinaufgehen nicht zu Freizeit-Zwecken, sondern ist ein für mich tieferer Sinn damit verbunden, dann ist die Anstrengung überhaupt kein Problem! Am Tag des Almauftriebs mussten wir zweimal von der Halsalm hinunterwandern und mit den Kühen wieder hoch. Kein einziges Mal dachte ich mir: ist es noch weit, warum mache ich das, sind wir endlich etc. Ich war völlig konzentriert auf meine Tätigkeit des Kühe-Treibens. Dasselbe gilt morgens und abends, wenn wir die Kühe holen. Wir müssen sie schlichtweg holen, damit sie gemolken werden können. Da gibt es keine Möglichkeit, kein Machen-wir-das-heute-oder-nicht, kein schlechtes Wetter und auch keinen zu steilen Weg – sondern die Pflicht zu unserer Arbeit und die Sorge um unsere Kühe.
Ps: wie all die Berge um uns herum heißen, weiß ich bis jetzt nicht. Aber die Taktik, sich täglich lieber nur einen zu merken, als einem Bergbegeisterten zuzuhören, der einem noch den hintersten Gipfel erklärt und meint, man wüsste dann alles ;-), hat sich als hilfreich herausgestellt. Am liebsten mag ich den Gipfel namens „Pudding“ – selbstverständlich nicht vom Gipfel aus, sondern den Anblick von unserer Halsalm aus!
Pps: Wer wirklich etwas über die Berge hier erfahren möchte, sollte möglicherweise lieber Tobis bald erscheinenden Artikel lesen :-).