Christmas ist anders als Weihnachten

Tobi • 9. Januar 2023

Von Zimt-Sangria, Uluru-Plätzchen und Palmenstränden


Das kann ja wohl nicht wahr sein. Einmal, nur einmal wollte ich...


Die letzten Jahre war der Tag des Heiligen Abends doch immer davon geprägt noch ganz, ganz schnell die letzten Dinge zu erledigen, Weihnachtskarten zu basteln und zu verschicken ;-), Traditionen zu pflegen, eine der Weihnachts-Feiertags-Predigten zu schreiben bzw. Wortgottesdienste vorzubereiten uvm.. Zu pendeln zwischen überfüllten Läden, meiner weihnachtlichen Schaltzentrale namens Büro und dem eigenen oder einem Familien-Zuhause. Es hatte schon sowas wie seinen ganz eigenen Takt:


Fahrtzeit, Fahrtzeit, Fahrtzeit,

Parkplatzsuche, Parkplatzsuche,

ausverkauft

Fahrtzeit, Stau, Parkplatzsuche, Parkplatzsuche, Parkplatzsuche,

Kassenschlange

Fahrtzeit, Parkplatzsuche,

Laden schon geschlossen

- was, schon so spät? -

Büro, Büro, Büro, Büro, Büro, Weihnachtsgottesdienst,

Fahrtzeit, Fahrtzeit,

Essen, Bescherung

- was, schon so spät? -

Fahrtzeit, Fahrtzeit,

Weihnachtsgottesdienst,

Fahrzeit, Fahrtzeit,

Weihnachten vorbei.


Nur einmal wollte ich heuer also an Weihnachten: AUSSCHLAFEN. Doch gerade eben hat um 6.15 Uhr der Handywecker (eigentlich für das Aufstehen auf unserer letzten Wwoof-Station) auf Hannis Handy am anderen Ende unseres sehr netten, kleinen Appartments geklingelt. Hatte ich den nicht gestern früh ausgeschaltet!? 6.15 Uhr – eine Uhrzeit, zu der in Deutschland der 24.12. noch gar nicht begonnen hat und das Christkind wohl gerade fleißig durch die vorweihnachts-abendlichen Wohn- und Esszimmer schwebt. 6.15 Uhr und ich bin: WACH! Na toll...Weihnachten am anderen Ende der Welt fängt ja schon gut an.

(verfasst am 24.12.22 um 6.15 Uhr ;-))


Naja, was heißt Weihnachten. Wir müssen zugeben, dass wir bis auf wenige Ausnahmen* tatsächlich bis zum 24.12. nicht wirklich viel von Weihnachten mitbekommen haben, geschweige denn so etwas wie Weihnachtsstimmung aufgekommen wäre. Daher, und, weil es uns sonst wohl etwas sehr schwer gefallen wäre, dieses besondere Fest nicht – wie in den letzten gut 30 Jahren üblich – im Kreise unserer Familien zu feiern, haben wir beschlossen: X-Mas wird heuer völlig anders begangen.


So war der erste morgendliche Grummler schnell wieder verflogen, als wir bei einem sehr leckeren Frühstücksbrunch mit Smashed-Avocado-Eier-Toast auf unserem Balkon im 2. Stock auf Augenhöhe mit den umstehenden Palmen saßen. Für einen Hauch von weihnachtlicher Dekoration sorgten ein paar kleine Kugeln + Kerze – so ganz ohne alles wäre ja auch seltsam gewesen, oder!? ;-). Anschließend wollten wir uns dann einen Traum erfüllen: Einmal an diesem Tag im Meer baden. Man könnte meinen, dass dies ein einfaches Unterfangen in einer Stadt direkt am Ozean wäre. Aber weit gefehlt. Auf Grund der Süßwasserkrokodile und sehr gefährlichen Quallen ist das Baden nur in kleinen, mit Netzen abgesicherten Bereichen an Stränden außerhalb der Stadt möglich. Also nahmen wir den Bus und fuhren ein gutes Stück hinaus in die Vororte. In Palm Cove angekommen ging es, nach einem kleinen Happen zu Essen, direkt an den Strand. Das Wetter war nicht ganz so Sommer-Sonne-Sonnenschein mäßig, wie in unseren Träumen bestellt, aber sehr warm, also stürzten wir uns gleich in die Fluten und konnten es nicht fassen: Es war der 24.12. und wir Meer! Jippie!!! Wir genossen den Nachmittag mit Faulenzen und Schwimmen bevor wir zurück fuhren, um uns für etwas sehr Untypisches fertig zu machen – nämlich schön Essen zu gehen am Weihnachtsabend.


Nach vielem Suchen hatten wir uns einen ganz besonderen Italiener mit selbstgemachter Pasta ausgesucht und er sollte uns nicht enttäuschen. Das Essen war HIMMLISCH :-). Da ja in Deutschland erst früher Morgen des selbigen Tages war, starteten wir eine gemütliche Familien-Freundes-Anruf-Runde bevor es mit unserer Kneipen-Tour losgehen sollte. Ja ihr habt richtig gehört – wir wollten ganz gediegen von Pub zu Pub ziehen, ein bisschen Billard spielen und sehen, was der Abend so bringen würde. Ja, wir wollten… denn was wir nicht einberechnet hatten, war, dass in Cairns um 21.00 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden und das auch für diesen Abend galt. Nach mehreren Versuchen waren wir wirklich demotiviert und konnten uns auch nicht mehr zur einzig stattfindenden Absteigen-Wet-T-Shirt-Contest-Party durchringen.


Also gingen wir zurück zur Promenade und gönnten uns noch einen riesigen süßen Churro. Da ich gelesen hatte, dass es bei wunderschönem Kerzenschein eine Einstimmung auf die Mitternachtsmesse in der Kathedrale geben sollte, entschieden wir uns dort vorbei zu schauen. Nun ja… Australien und Kultur ist so eine Sache. So entpuppte sich diese Einstimmung als ein Neon-Beleuchtetes-70er-Jahre-Kirchen-Ensemble mit Plastik-Christbaum, der in allen Farben blinkte. Die Musik war zwar sehr schön, aber nicht wirklich weihnachtlich. So entschieden wir uns, da nach 45 Minuten noch kein Gottesdienst begonnen hatte und wir sehr müde waren, nach Hause zu wandern. Was für ein wunderschöner Moment. Wir hörten uns vom Handy Weihnachtslieder auf Englisch an und schlenderten durch ein menschenleeres Cairns unterm Sternenhimmel kurzärmlig mitten in der Nacht nach Hause. Es war doch Weihnachten!


Den 1. Weihnachtsfeiertag wollten wir dann doch ein wenig traditioneller verbringen und versorgten uns dafür im Vorhinein mit allem, was das Koch-Herz begehrt, um uns ein leckeres Weihnachtsmenü zu zaubern. Gleichzeitig hatten wir von unserer letzten Farm noch Mangos, Limetten und Minze mitbekommen. Daher sollte uns eine fruchtiger X-mas Sangria über den Tag begleiten. Also begannen wir frohen Mutes unsere Kochorgie in unserer kleinen Appartment-Küchenzeile (2 Töpfe, 1 Pfanne, 2 Kochplatten, kein Backofen, ein wenig Kochgeschirr – das war’s). Wir sind gelinde gesagt wirklich stolz auf das, was da am Ende auf unseren Tellern landete.


Das Menü:

- In Butterscotch und Limetten geschwenkte Garnelen (bzw. frisch panierter Camembert) an bunten Blattsalaten mit getrockneten Mango-, Bananen- und Pistaziendressing

- Lasagne NON Forno

- Schokoladen-Eis-Mousse mit betrunkenen Früchten


Um uns danach nicht bewegen zu müssen, haben wir uns an eine weitere Tradition gemacht: Das Weihnachtspuzzle, das wir uns noch besorgt hatten – ein witziges Unterfangen voll gefuttert und leicht angeschickert mit Sangria in der Hand. Ausklingen lassen haben wir den Tag dann bei einem gemütlichen Filmabend. Und schon war der Christmasday, den die Australier ja wie die Amerikaner an diesem Tag begehen, auch schon vorbei.


*Vorweihnachtliche Weihnachtsstimmungsausnahmen waren derlei vier:


So waren wir mehr als nur etwas verwirrt, als wir bei unserer Ankunft in Mareeba bei knappen 40 Grad noch schnell mit unseren Mango-Farmern in den Supermarkt gegangen sind. Dieser war auf frostige Temperaturen heruntergekühlt, dennoch haben wir den Song aus den Lautsprechern "I've dreaming of a white christmas" überhaupt nicht mit der äußeren Realität auf einen Nenner bringen können.


Eine Woche später auf der Limetten-Farm realisierten wir einen sehr liebgewonnen Brauch zusammen mit unseren Mit-Woofern: Wir backten Plätzchen oder versuchten es zumindest ;-). Raus kamen statt der geplanten Terrassen nach bärschem Familienrezept die australische Version namens Uluru, was wohl am meisten an den fehlenden Ausstecherlan, Nudelholz (es wurde eine Bierflasche verwendet), dem Mehl, das Backpulver enthalten hatte (oh ja, die Plätzchen wurden seeeehr groß) und der kurzerhand selber gemachten Mangomarmelade mangels Beerenmarmelade, lag. Geschmeckt haben sie alle mal sehr lecker – jawohl! 


Auf der gleichen Farm überraschten uns kurz vor unserer Abreise die Eltern der Bäuerin, die gerade aus Großbritannien zu Besuch waren, die irgendwo, wo auch immer, einen Stollen aufgetrieben hatten, nachdem wir uns über Weihnachtsbräuche unterhalten hatten. Wir waren so gerührt von dieser unfassbar lieben Geste – wir waren echt sprachlos. 


Und als Viertes gab es etwas, was uns den ganzen Advent begleitete und uns wohl am meisten weihnachtlich werden ließ, nämlich zwei Adventskalender im Postkartenformat – vielen lieben herzlichen Dank an Hannis Tante Wuddy für dieses wunderbare Reisemitgebsel.


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